Rosen und Liebe gehören untrennbar zusammen

Romantische Liebe: Blaue Blumen & wohlige Wärme

Hach, die romantische Liebe! Welch Sehnsucht, welch Verheißung, welch süßer Schmerz. Aber wo kommt das Bild von ihr eigentlich her und hat sie in einem digitalen Alltag im Jahr 2022 überhaupt noch Platz?

Die gute alte Romantik. Schon beim Wort allein, kommt man ins Träumen und Schwelgen… Mal zugegeben: Wer hat sogleich an Kerzenschein, zarte Rosen und atemlos gehauchte Liebesschwüre gedacht? Und vielleicht ein wohliges Aufkommen sentimentaler Gefühle in der Brust verspürt? Hach ja, ein tiefes Seufzen entfährt uns unwillkürlich. Diese und ähnliche Vorstellungen sind fest mit der romantischen Liebe verknüpft. Und es sind diese Bilder, die unsere Hoffnungen und Erwartungen an Beziehungen schüren. Und eben jene Erwartungen sind es, die uns grandios scheitern und unglücklich werden lassen können, wenn sie nicht erfüllt werden. Aber wo kommen sie her?

Die Wurzeln für die romantische Liebe, wie wir sie uns heute vorstellen reichen deutlich tiefer, als man zunächst denken mag. Einschlägige Produktionen aus Hollywood streicheln nur ein wenig die verträumte Sehnsucht, die ohnehin seit jeher in uns schlummert. Ein wenig Puderzucker auf ein altbekanntes Gebäck.

Große Gefühle, Leidenschaft, Fernweh, Flucht aus dem Alltag, Flucht vor rasant voranschreitender Technik in sämtlichen Lebensbereichen, Angst vor dem Verlust von Geborgenheit, Rückzug in Welten voller Fantasie und Mystik. Weg von einer immer wissenschaftlich und technisch werdender Welt. Hin zu Natur, Schönheit, Mythen und Rätseln. All das sind die Wünsche einer Generation. Wohlgemerkt um 1800! Denn all das zeichnet die Epoche der Romantik aus.
Die Parallelen sind schon beim ersten Blick verblüffend, oder?

Bei der Suche nach Geheimnisvollem und Orten, an denen dieser Sehnsucht voll gefrönt werden kann, stand die Natur schon damals stark im Mittelpunkt und war in ihrer Vielfältigkeit der Schauplatz der Romantik. Die Natur soll Erkenntnis bringen, über das Leben und über sich selbst. Die Blaue Blume, als Symbol für Sehnsucht und Liebe, ist dabei das zentrale Motiv. Sie soll Natur, Mensch und Geist verbinden – eben ganz und gar magisch, ganzheitlich und natürlich.

Meine These lautet schon lange: Romantische Liebe braucht unbedingt lauschige Plätze in romantischen Gärten. Sie muss einen angemessenen Rahmen haben. Um zu wachsen, um sich zu entfalten, um greifbar zu werden. Diese Erkenntnis hat sich für mich regelrecht aufgedrängt, als ich verdreckt, erschöpft aber durchströmt von einer tiefen Zufriedenheit, mit dem Gatten auf unser Tages Werk im Garten anstieß. Auf dass wachsen und gedeihen möge, was wir schufen und pflanzten! Eine greifbare Verbundenheit zwischen uns und der Natur, die Herz und Seele berührt. Ja, die das Herz ein wenig schneller klopfen und den Bauch ein wenig kribbeln lässt. Romantische Gefühle durch ein gemeinsames sinnstiftendes Tun. Durch gemeinsam erschaffene Schönheit.

Wie groß war das Erstaunen, als ich kürzlich herausfand, dass eben jene Forderung bereits vor gut zweihundert Jahren im Raum stand: „Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ Wer hat es gesagt? Novalis war es, Lyriker der Romantik und wohl einer der bekanntesten Vertreter dieser Epoche. Es kommt eben alles wieder.

Romantische Liebe. Ist sie, ist unser Begehren noch zeitgemäß? Wie ich glaube: Oh ja, und wie! Heute sogar mehr denn je. Nie war die Welt komplexer, schneller, virtueller und irrealer als heute. Nie war man entrückter von seinem alltäglichen Schaffen hinter Monitoren. Entrückter von einem greifbaren Ergebnis seines Tuns. Entfremdeter von existenziellen Themen wie der Produktion von Lebensmitteln – Fleisch allen voran. Entfernter von Familie und Freunden, die national oder international verstreut leben. Überforderter seinen Weg und Platz zu finden, zwischen dem alles-ist-möglich-Versprechen unserer Zeit, seine Entscheidungen zu treffen ohne das Gefühl zu haben, auf anderer Seite etwas zu verpassen. Wie soll man sich herrlich romantisch verlieben, wenn man sich nicht traut, sich auf einen Menschen einzulassen? Könnte nicht in irgendeiner Datingapp noch jemand sein, der noch besser passt?

Nie haben wir die romantische Liebe mehr gebraucht um uns und das Leben zu spüren. Das tiefe Verlangen nach großen Gefühlen sowie einer geistigen Flucht aus dem Alltag, scheint die fast logische Konsequenz unserer digitalen Welt zu sein. Einer Welt, die im Laufe der Jahrhunderte die Drehgeschwindigkeit erhöht zu haben scheint. Eine nicht enden wollende Begeisterung für bildgewaltige Fantasy-Werke wie Harry Potter oder Enkelin-findet-Koffer-voller-Geheimnisse-auf-dem-Dachboden-Romane, kommen sicher nicht von ungefähr. Eine geistige Flucht in fantastische Welten. Fluchtliteratur, sagt man auch. Die ich übrigens auch liebe. Klar, bin ja bekennende Romantikerin.

In einer Welt, in der alles möglich ist, einem Karussel das sich irrsinnig schnell dreht, gibt es doch nichts beruhigenderes als einen stabilen Fixpunkt im Zentrum zu wissen. Ein Pendel kann noch so weit ausschlagen, irgendwann schwingt es wieder in die Mitte. Und da steht sie dann parat, die Liebe des Lebens die einen wieder freudig in die Arme schließt. Auch wenn man zwischenzeitlich vielleicht weit voneinander entfernt war. Wenn vielleicht das eigene Leben, das eigene Tun einer kritischen Zwischenbilanz unterzogen wird. Wenn man vielleicht den eigenen Gedanken nachhängt ohne sie teilen zu wollen. Wenn vielleicht das wuselige Treiben der eigenen Kinderschar zwischen einem steht und man sich ein wenig aus den Augen verliert, obwohl man unter einem Dach lebt. Irgendwann schwingt man wieder zusammen.

Das ist romantische Liebe in einem modernen digitalen Alltag. Zu wissen, dass man alle Möglichkeiten offen hat und sich dennoch für eine zu entscheiden. Zueinander zu stehen, sich zu versprechen füreinander da zu sein, komme was da wolle. Gemeinsam Schönes zu schaffen, und sich so den Zauber zu bewahren, der uns das Leben leidenschaftlich fühlen lässt. Ein prasselndes Kaminfeuer neben sich zu wissen, das für wohlige Wärme sorgt, während ringsum spektakuläre Feuerwerksraketen in den Himmel schießen. Denen man huldvoll hinterher lächeln kann, weil man sich entschieden hat, Arm in Arm auf dem Boden zu bleiben.

Vielleicht sollte sich als ein Event für eines der ersten Dates durchsetzen, gemeinsam ein Beet anzulegen. Ein Beet, bepflanzt mit einem Meer aus blauen Blumen. Und die Magie die dabei entsteht, einfach mal machen zu lassen. Sicher ist es kein Zufall, dass die wunderschöne Beetrose, die den Namen Novalis trägt, in einem anmutigen Lavendelblau erstrahlt. Der Mythos der blauen Rose ist eben etwas für echte Gartenromantiker. Und jene, die es noch werden können.


Diese Kolumne ist im Buch „Liebesmüh mal drei“ erschienen, dem dritten Band der dreiteiligen Liebesmüh-Reihe: Gesammelte Essays, Artikel und Kolumnen über die Mühen, den Alltag mit Liebe zu überstehen – und die Liebe im Alltag nicht zu verlieren.

Erhältlich in jeder Buchhandlung, bei amazon* oder bekannten Online-Büchershops. Sowie hier in meinem Buch- & Gartenshop.

Kurzgeschichten über den Hausbau

Die romantische Liebe im Alltag sehen

In meinen Kolumnen greife ich Themen des Alltags auf und möchte den Funken Romantik in ihnen finden. Hier möchte ich aber einen Beitrag über die Epoche der Romantik mit all ihren Sehnsüchten, ihrer Geisteshaltung sowie ihrem Einfluss bis in unsere heutige Zeit niederschreiben. Folgt in Kürze!

Meine These: Romantische Liebe braucht unbedingt lauschige Plätze in romantischen Gärten. 🙂

Alles Liebe & allzeit einen grünen Daumen,
Eure Svea

Die romantische Liebe und die Vorstellungen die wir an sie haben, sind bis heute der Maßstab für empfundenes Glück in einer Beziehung. Der erste Kuss ist dabei ein besonderer, ein magischer Moment.