„Einen waaas?!“, ist wohl die häufigste Reaktion gewesen als ich von meiner Gartenplanung und dem vorgesehenen Senkgarten erzählte. Zugegeben, es ist ein nicht all zu verbreitetes Gestaltungselement für den Garten. Ich selbst hatte es vor Jahren mal bei einer Gartenschau gesehen und war verblüfft von dem Effekt, den ein abgesenkter Bereich erzeugen kann. So eine Besonderheit wäre in meinem früheren Pachtgarten natürlich undenkbar gewesen! Also freute ich mich sehr darauf etwas zu wagen und eine größere Erdbewegung zu planen. 🙂
Für meine Gartenplanung hatte ich dann noch einmal gezielt nach geeigneten Beispielen von Senkgärten gesucht, die zu meinem Romantikgarten passten (ganz einfach per Google Bildersuche). Aber ich habe mich mit einer Beschreibung für all diejenigen die davon noch nie gehört hatten schwer getan: „Mmhh… Wie ein Hochbeet nur eben andersherum, man geht nach unten?“ oder auch „Quasi wie ein Teich nur ohne Wasser, sodass man drin sitzen kann.“ Eine gerunzelte Stirn und ein genuscheltes „Aha…“ waren zumeist die Reaktion. Begeisterung sieht anders aus! Und wenn man dann noch den damaligen Zustand des vorderen Gartenbereichs betrachtet, dachten bestimmt einige: „Na, ob das die Sache schöner macht…“ 😀
Der Senkgarten als Ellipse
Aber die hatten ja nicht meine Idee vor dem geistigen Auge und ich ließ mich von den Reaktionen nicht in meinen Plänen beirren. 🙂 Als Form habe ich mich für eine Ellipse entschieden, nochmal etwas Besonderes. Eine weitere runde Fläche wie beim Rosenpavillon oder dem Entrée zu den Zinkkabinetten wäre mir zu viel und zu langweilig gewesen. Zumale diese gepflasterten Kreise auch noch in einer Sichtachse liegen. Eine eckige Form schied wegen meines strengen Romantikkonzepts ohnehin aus und so schwankte ich nach einiger Recherche schließlich zwischen einer Nierenform (was mich dann doch zu sehr an einen leeren Swimmingpool erinnerte) und eben einer Ellipse. Die außergewöhnliche Form hat mich schließlich überzeugt.
Eigentlich hatte ich links und rechts der Einfahrt Rasenflächen geplant, sowie einen kleinen eingefassten Bereich für einen Hausbaum, der den Willkommensbereich prägen sollte. Senkgarten und Rosengarten waren in meinem Entwurf deutlich kleiner und weiter nach rechts an den Zaun gerückt. Aber dann…
…traf bei den Bauarbeiten Planung auf Realität. In diesem Fall konkret: Gasleitung, Wasserleitung und Hauptstrom! Mein Plan war unmöglich umzusetzen, da alle drei Leitungen recht dicht beieinander genau durch diesen Bereich führten. Also bin ich erst einmal eine Weile mit meinem Planungspapier um den Bereich getigert, hab alles kritisch beäugt und gegrübelt.
Gott sei Dank bin ich sehr entscheidungsfreudig. 😀 So konnte ich den Gartenbauern zur Mittagspause meine Neuplanung präsentieren: den Senkgarten deutlich weiter nach links und doppelt so groß, die Rasenfläche ist gestrichen. Und bei der Gelegenheit wird der Rosengarten auch doppelt so groß. Was für eine glückliche Fügung!
Rückblickend frage ich mich, warum ich das nicht gleich so geplant habe: Wie konnte ich den Rosengarten nur so klein und zurückhaltend ansetzen?! Und wofür genau hätte ich diese Rasenfläche da vorne wohl nutzen wollen?! 😀 Von daher bin ich über diese Fügung und die deutlich größere Veränderung dieses Bereichs sehr sehr glücklich.
Tja, und dann ging es mit neuem Plan direkt wieder an die Bauarbeiten.
Unter dem jetzigen Senkgarten verlaufen quer zwei Rohre für die neu verlegten Stromkabel die zum Hoftor mit Klingel- und Sprechanlage führen. Gott sei dank im vom Elektriker empfohlenen Rohr, sonst wären sie bei den Baggerarbeiten beschädigt worden! Allerdings legten diese Rohre die maximale Tiefe des Senkgartens fest, was nicht all zu tief war. Um den Effekt zu verstärken und mehr Tiefe zu schaffen, schlug der Gartenbauer vor, die Beetbereiche links und rechts mit Mutterboden aufzufüllen, quasi zu erhöhen. Was eine super Idee war!
Mir war es wichtig, dass die Natursteine auch als solche verarbeitet werden: mit Ecken, Kanten und Macken. Die Natürlichkeit ist immerhin ein wesentlicher Aspekt des Romantikgartens. Es ist mir ein Rätsel, warum sich manche Menschen einerseits für Naturstein entscheiden, dann aber gleichmäßige Quader möglichst ohne Farbunterschiede verarbeitet haben wollen. Auch dem Gartenbau-Team hat es übrigens große Freude gemacht, mal ein echtes Naturstein-Puzzle vor sich zu haben. 🙂
Am (von oben betrachtet) linken Rand wurden diejenigen Steine mit einer flachen Seite nach oben platziert, sodass dieser Bereich als Sitzfläche dient. Als Bodenbelag ist auch hier die wassergebundene Wegedecke (oder auch Plazadur) verarbeitet worden, wie schon für die Auffahrt und Wege. Wasserdurchlässig, robust, absolute Natürlichkeit und vor den großen Basaltsteinen ein ruhiger Kontrast (im Gegensatz zu einer gepflasterten Fläche). Mit dieser Wahl bin ich absolut zufrieden!
Während der Bauarbeiten gab es in der Nachbarschaft übrigens einige Aufregung über unseren Wagemut, mit einem Baby einen so großen Teich anzulegen… Loch im Garten, das muss ein Teich sein. Ein Senkgarten ist eben etwas Außergewöhnliches. 😉 Die große gut sichtbare Feuerschale (gebraucht gefunden über ebay Kleinanzeigen) und einige Gespräche am Gartenzaun haben dann Abhilfe geschaffen. 🙂
Die Gartenbereiche Willkommen, Senkgarten und Rosengarten bilden nun eine Einheit und sind nicht klar voneinander zu trennen. Sie gehen fließend ineinander über und strahlen so Ruhe und Natürlichkeit aus, gleichzeitig wirkt es großzügig.
Der Senkgarten – die Rückenlehne aus Stahlblechstreifen
Für den Bereich der Sitzfläche im Senkgarten habe ich nach einer ansprechenden und individuellen Rückenlehne gesucht, was einige Zeit und Grübelei gebraucht hat. Noch mehr Stein wollte ich nicht, Holz wollte auch nicht recht passen. Irgendetwas Elegantes mit Rost sollte es werden, das fehlte mir noch… Schlussendlich hat sich ein eigener Entwurf durchgesetzt: Geflochtene Stahlblechstreifen.
Dazu passen die große rostige Feuerschale und die mit Sukkulenten bepflanzte Amphore ganz wunderbar. 🙂
Zur Montage: Alle 40cm wurde ein Stück Bewehrungsstahl in die Erde geschlagen. Um diese wurden 10cm hohe Stahlblechstreifen geflochten, die zur Seite der Treppe eine geordnete Kante bilden und zur Spitze hin treppenartig auslaufen (immer 50cm kürzer). Ich habe alles im Stahlhandel zuschneiden und liefern lassen, die Montage war total einfach. Wobei hier und da ein Schweißpunkt gut wäre, damit kein Streifen verrutscht. Wenn es schön rostig geworden ist, wird es mit Rostfixierer versiegelt, damit man sich auch anlehnen kann ohne sich die Klamotten zu versauen.
Dieser Bereich des Gartens hat zweifelsohne die größte Veränderung erfahren. Und mit der Entscheidung für einen Senkgarten ein wirklich besonderes Gestaltungselement erhalten. Ich bin jedenfalls total glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis und kann es kaum abwarten, bis alles schön eingewachsen ist!
Ich freue mich, wenn ich Euch hiermit inspirieren und auch Mut zu einer größeren Erdbewegung machen kann.
Alles Liebe und allzeit einen grünen Daumen,
Eure Svea
Der Romantikgarten wächst – Entwicklungen im Jahr 2020
Der Romantikgarten wächst – 2022: drei Jahre nach der Neugestaltung
Nur drei Jahre nachdem hier die Bagger gerollt sind, ist alles bereits herrlich eingewachsen. Der Senkgarten ist jetzt richtig gemütlich, da er von Pflanzen umschlossen ist und besonders der Rosenduft der an einem vorbeiweht, wenn man dort sitzt ist eine Wucht!
Die Rückenlehne aus geflochtenen Stahlblechstreifen ist bereits schön verrostet und auch insgesamt bin ich mit den gewählten Materialien absolut zufrieden. Die wassergebundene Wegedecke als Bodenbelag des Senkgartens (aber auch für die übrigen Wege) hat sich bewährt. Sie ist total pflegeleicht, robust, feuerfest, wasserdurchlässig und ich LIEBE ihre Natürlichkeit. Genau so habe ich es mir gewünscht.
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