Hach ja… die erste große Garten Liebe…
Wie das Leben so spielt, gibt es natürlich auch in meinem Lebenslauf einen allgegenwärtigen (und romantisch verklärten) Ex, den es zu überwinden gilt. Meiner hatte die Traummaße 20×40 Meter, in süd-östlicher Lage, mit einem Hauch Abendsonne. Gut bestückt mit alten Obstbäumen, war er obendrein. Aber da er eine ganze Weile single gewesen war, war er doch recht verwildert und musste dringend wieder salonfähig gemacht werden – was sollten denn meine Freunde denken!
So waren meine allerersten Investitionen im Herbst 2012 eine Heckenschere, ein Spaten sowie eine Schnur, um den wilden Burschen schon einmal optisch einzufangen: „Ladies, das ist jetzt MEINER!“ – also ein Hochsicherheitszaun aus Schnur. 😀
Als ich ihn in meine liebenden, aber ehrlich gesagt völlig unerfahrenen, Hände zur Pflege übernahm, war er sogar so wild drauf, dass ich erst nach dem Einsatz der Heckenschere überhaupt entdeckte, dass es auch ein Häuschen für romantische Abende gab! Naja… Zumindest mit viel Fantasie, denn es war glaube ich, das hässlichste Gartenhaus der Welt! Aber das sollte sich ändern.
Die erste große Garten Liebe – Liebe auf den den ersten Blick
Ich hatte übrigens vom ersten Moment an vor meinem geistigen Auge ein Bild, wie es einmal werden soll. Hier eine großzügige Weinlaube in der ein langer Tisch Platz findet. Dort oben auf der leichten Anhöhe, ein rosenberankter Pavillon (diesen Thema sollte mich verfolgen). An der gesamten Westseite entlang, ein üppiges Staudenbeet. Hochbeete, ein Gewächshaus und ein Weiden-Tipi…
All das konnte ich förmlich vor mir sehen, wenn ich mit Muskelkraft an meinem Traumgarten arbeitete. Und dieses Bild Stück für Stück wahr werden zu sehen, trieb mich an.
„Wie oft im Monat gehst Du so in den Garten?“, wurde ich wirklich regelmäßig gefragt. Im Monat?! Ohne jegliche Übertreibung kann ich versichern, dass ich im Prinzip täglich dort war! Der Garten lag wenige Minuten mit dem Auto von meiner damaligen Wohnung entfernt und ich habe Sommer wie Winter täglich meine Runde durch den Garten gedreht (irgendwas gibt es immer zu krempeln). Später habe ich komplette Wochenenden dort verbracht – das war wie Urlaub!
Die erste große Garten Liebe – mit viel Muskelkraft zum kleinen Paradies
Über die Jahre ist eine Unmenge an Zeit und ja, auch Geld in den Pracht-Pachtburschen geflossen. Als besondere Erschwernis kam hinzu, dass es weder Strom, noch fließendes Wasser gab! Also Muskelkraft ist hier für jegliche Tätigkeiten, wörtlich zu nehmen: sägen, schrauben, einfach alles.
Ich will es kurz und schmerzlos machen. Noch NIEMALS in meinem Leben, ist es mir so unendlich schwer gefallen, mich von etwas zu trennen. Mein Garten, mein Refugium, mein Rückzugsort in schweren Zeiten, mein Ort der Stille. Sechs Jahre Liebe & Arbeit stecken dort in der Erde.
Und so sah er aus, als ich ihn im Frühjahr 2018 abgab – mit jeder einzelnen Pflanze, jeder kleinen Besonderheit im Gartenhaus – wo hätte ich auch anfangen sollen, auszusuchen? Ich hing an jedem einzelnen Stück! Ich habe ihn also komplett abgegeben, so wunderschön wie er war.
Hand aufs Herz: Mich packt immer noch die Wehmut, wenn ich diese Bilder sehe. Aber es ist einfach ein neuer Lebensabschnitt angebrochen – und mein neuer Garten braucht mich dringend! Wer weiß? Neuer Garten, neue Liebe?
In unserem kernsanierten 50er Jahre Haus mit neu angelegtem Romantikgarten wollen wir zusammen alt werden. Dafür bringt man doch gerne ein solches Opfer. 🙂 Und ich hoffe, dass der neue Pächter ebenso viel Freude empfindet wie ich.
Alles Liebe und allzeit einen grünen Daumen,
Eure Svea
Der Pachtgarten war übrigens nahe des Schlosses Wilhelmshöhe gelegen und war somit Teil des Weltkulturerbes. Was bei der Gestaltung einige Auflagen und Beschränkungen mit sich brachte!
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